Schau, der berühmte Altar, der gelobte Altar, der Altar der von Augustus für die Friedensgöttin erbaut worden ist. Hier sehen wir den Kaiser selbst, mit seinem Freund Agrippa, dort ist Julia, die schöne Tochter des Augustus, die dem Agrippa zur Frau gegeben worden ist – und schau nur: Hier ist Gaius Caesar, der Sohn von Agrippa und Julia! Diesen hat Augustus mit seinem Bruder Lucius adoptiert, diese hat er schon als Kinder mit großen Ehren beschmückt, weil er selbst keinen Sohn hatte. Aber er hatte nicht lange Freude an seinen geliebten Enkeln, denn diese sind schon als jungen Männer gestorben. Und was ist mit Julia? Diese hat Augustus nach Agrippas Tod seinem Stiefsohn Tiberius zur Frau gegeben, obwohl sie ihn nicht gemocht hat und seine Sitten oft getadelt hat. Mit diesem Mann hat Julia einige Jahre gelebt, solange bis dieser, von Augustus vertrieben, Italien verlassen hat. Julia aber, von Tiberius verlassen, führte mit ihren Freunden ein Leben in Freuden, denn dann war sie frei. Dann, wie ich gehört habe, liebte sie andere Männer und bereitete den Mord an Tiberius vor. Deshalb ist sie von ihrem Vater auf eine kleine Insel gebracht worden, wo sie ein elendes Leben lebte. Wenige Jahre später sind ihr dritter Sohn und eine von ihren Töchtern auf andere Inseln geschickt worden. Weder diesen gegenüber noch seiner Tochter Julia ließ Augustus Gnade walten, obwohl er oft von vielen gebeten worden war. Ja sogar alle Annehmlichkeiten des Lebens sind ihnen verweigert worden. So streng ist der Kaiser Augustus zu den Seinen gewesen. Und nicht anders pflegte er Julia und ihre Kinder zu nennen, als seine Krebsgeschwüre.
Lektionstext 7
„Es war Nacht und ich hatte mich dem Schlaf hingegeben als plötzlich das Traumbild des Hectors erschien und sagte hat: ‚Fliehe Aeneas, denn der Feind hat die Mauern . Du aber ergreife die heiligen Gegenstände und Suche eine neue Heimat.’ Das Bild war kaum verschwunden, als ich, aus dem Schlaf aufgeschreckt, [das] Geschrei der Männer hörte. Sofort packe ich mein Schwert und will das Vaterland retten – aber vergebens! Schon rennen die Griechen durch alle Straßen der eroberten Stadt, sie werfen Geschosse, töten Männer, verschleppen die jungen Frauen!
Ich sagte: ‚Was, wenn auch mein Haus bereits erobert, wenn Creuse, meine geliebte Ehefrau, bereits fortgerissen, wenn mein alter Vater zusammen mit dem kleinen Iulus getötet worden ist?’
Plötzlich erblickte ich jene Helena, welche aus der Burg geflohen war und sich zum Altar der Vesta gerettet hatte. Diese wollte ich töten, weil sie der Grund des gesamten Elends gewesen war, aber die Göttin Venus erschien und sagte: ‚Was machst du, Aeneas? Diese Ehefrau, deren Leben du verlangst, ist unschuldig und unschuldig ist Paris, der sie geraubt hat.
Der Zorn der Götter hat diese Mauern, diese Stadt zerstört! Du aber fliehe und suche ein neues Vaterland!’
Durch diese Worte bewegt, suche ich mein Haus und will die Meinen retten.
Ich sagte: ‚Du Vater, greife die heiligen Dinge; ich, ich selbst werde dich tragen; ihr aber, Creusa und Iulus, kommt mit uns!
Aber der Vater verneint und sagte: ‚Flieht und lasst mich zurück! Ich bin ein alter Mann und will nicht ohne das Vaterland leben.
Während er dieses sagt, erblicken wir auf dem Scheitel Iulus eine unschädliche Flamme. Darauf sagt der Vater: ‚O Iuppiter! Durch dieses Zeichen ermahnst du mich und bewegst mich!’ Wir aber flohen durch die Nacht aus der Stadt froh, weil der Vater überzeugt worden war.“
Lektionstext 8
Äneas, der endlich in Italien angekommen war, stieg zusammen mit Sybilla in die Unterwelt hinab und fragte seinen Vater im Reich der Seligen nach dem Schicksal seines Volkes. Dieser führte seinen mit größter Freude begrüßten Sohn mit sich und sagte: „Jetzt werde ich dir die Seelen zeigen, die ein Gott zu seiner Zeit ans Licht rufen wird und ich werde dir dein Schicksal zeigen.
Du wirst jene Könige sehen, die in Alba Longa herrschen werden, die Burgen auf den Bergen errichten werden und Nomentum, Gabii und die Stadt Fidena wirst du sehen. Diese werden dann Namen sein, jetzt sind es Orte ohne Namen.
Ich werde dir nun alles sagen, du aber wirst hören und staunen – aber schon kommt jener Romulus, der Rom unter guten Vorzeichen gründen wird, und nach seinem Namen benennen wird, der die Stadt mit einer Stadtmauer und Türmen umgeben wird, der der erste der römischen Könige sein wird und viele berühmte Taten vollbringen wird – und dieses ist Augustus, der mit großer Kraft die Ägypter besiegen wird und die Grenzen des Reiches ausdehnen wird und der zur größten Freude der Völker der Welt den Frieden geben wird.
Willst du Tarquinius sehen, den hochmütigen König und Brutus, der Tarquinius aus der Stadt vertreiben wird und der erste Konsul in einem freien Staat sein wird? Willst du jenen Scipio sehen, der über Hannibal einen Triumph feiern wird und Cato, jenen Mann von strengen Sitten, und die übrigen berühmten Konsuln, Führer und Herrscher?
Denn du, Äneas, wirst der Begründer eines neuen Volkes sein und diesem Volk, dem römischen Volk, werden die übrigen Völker gehorchen. Die Befehle der Römer werden gerecht sein und sie werden Frieden und Sitten den Völkern geben. Die Besiegten werden sie schonen, die Hochmütigen aber niederringen.
Lektionstext 9
Mit heftigen Worten verhandelten die Tribunen mit den Patriziern und einer von ihnen, C. Terentilius Arsa sagte:
„Schnelle Hilfe ist nötig, wir werden nämlich der Zwietracht der Patrizier und Plebejer kein Ende machen außer mit geschriebenen Gesetzen.
Was wenn das Volk, bewegt durch die grausamen Urteile der Patrizier, wiederum die Stadt verlassen wird.
Was wenn die Worte eines einzigen Mannes es nicht mehr beeindrucken werden?
Ich nenne nur jenen Menenius Agrippa, der die Herzen der Menschen mit einer berühmten Fabel bewegt hat.
In kurzer Zeit werden schnelle Reiter unserer Feinde kommen und unsere Stadt erobern!
Ihre Anführer verkünden schon bei allen Völkern Etruriens laut, dass auch große Reiche vergänglich sind.
Sie glauben nämlich, dass uns zwei Gefahren drohen:
Aufruhr und Zwietracht, welche bereits viele große Städte vernichtet haben.
Hütet euch daher, Patrizier!
Es ist nötig, dass ihr den Plebejern geschriebene Gesetze zugesteht, welche allen Bürgern nützlich sein werden.“
Es steht fest, dass die Patrizier für das gemeinsame Wohl gesorgt haben und Gesetze erlassen haben.
Nachdem zwischen den Patriziern und den Tribunen eine Einigung über die Gesetze erzielt worden war, wurden sofort 3 Abgesandte nach Griechenland geschickt.
Dass von diesen Legaten jene berühmten Gesetze Solons und die Rechtsvorschriften anderer Staaten Griechenlands abgeschrieben wurden, ist überliefert
Diese Gesetze haben, nachdem die Abgesandten nach Rom zurückgekehrt waren, kluge Männern berichtigt und sie haben unter großer Anteilnahme der Menschen zehn Tafeln im Forum aufgestellt.
Es ist offensichtlich, dass im folgenden Jahr zu jenen 10 Tafeln 2 neue hinzugefügt worden sind.
Daher pflegten die Römer diese Gesetze ‚die 12 Tafeln’ zu nennen.
Lektionstext 10
Bei Cannae wurde von Hannibal, dem Anführer der Karthager, fast das gesamte römische Heer geschlagen und ein ebenso großer Teil von Bürgern und Bundesgenossen.
Unter den im Krieg Gefallenen waren sowohl der Konsul Aemilius Paullus als auch die Quästoren der Konsuln als auch viele Militärtribunen, außerdem ein großer Teil des Senats.
Gefangen genommen wurden in diesem Kampf dreitausend Soldaten und tausendfünfhundert Reiter.
Aus dem römischen Lager entkamen bis zu viertausend Menschen und nur wenige Reiter, die genug an Kräften und Mut hatten.
Nach Rom aber wurde gemeldet, dass keiner der Bürger, keiner der Gefährten aus der Niederlage entkommen sei, sondern dass das Heer zusammen mit seinen Führern bei einem Blutbad getötet worden sei.
Niemals war in der Stadt Rom so große Furcht und Unruhe, niemals war die Trauer der Frauen so groß.
Überall hörte man Geschrei, überall fürchteten die Menschen das grausames Schicksal.
Dann wurden die Patrizier von den Prätoren Publius Furius Philus und Manius Pomponius ins Rathaus Hostilia gerufen.
Lange Zeit fanden die Patrizier, lange Zeit die Beamten überhaupt keinen Beschluss, überhaupt keine Hilfe und waren überzeugt, dass von Hannibal nach den Niederlagen der römischen Heere schon in einem Sturmangriff die Stadt selbst angegriffen werde.
In so großen Gefahren ermahnte Quintus Fabius Maximus, der viel an Klugheit, viel an Standhaftigkeit hatte, die Patrizier und sagte unter anderem:
„Niemand hat schon sicheres über jene Niederlage gehört.
Wir wissen aber, dass schlimme Dinge oft durch Gerüchte vergrößert werden.
Sicherlich wird uns gemeldet werden, dass ein Teil des Heeres entkommen ist und aus einer so großen Menge einige geflohen sind.
Also beendet die Furcht vor den Feinden in der Stadt, haltet die Frauen von der Öffentlichkeit fern, sorgt für Ruhe in der Stadt, stellt Wachen an die Tore!
Denn wir werden uns nicht retten, wenn nicht Hannibal von der Stadt ferngehalten wird.
Solange die Stadtmauern unversehrt bleiben, werden weder wir besiegt werden noch wird Rom erobert werden!“